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Geschichten aus Augsburg: Versunken & Entsprungen

Schon 1 Jahr ist es nun her, dass Lisa Frühbeis und Nontira Kigle die Comicwerkstatt #ctaux16 ins Leben gerufen haben. Im Sommer 2016 erkundeten verschiedene KünstlerInnen aus Hamburg, München, Nürnberg und Augsburg die Stadt und brachten anschließend ihre Impressionen zu Papier. Neben München und Freiburg ist Augsburg nun die dritte Stadt, die von den KünstlerInnen in Comicform portraitiert wird. Fast ein Jahr später wird nun das Buch »Versunken & Entsprungen – Gezeichnete Geschichten aus Augsburg« vom Wißner-Verlag veröffentlicht.

Foto von Katharina Netolitzky

Ich wollte das nach Augsburg bringen und habe Nonti gefragt, ob sie das mit mir auf die Beine stellen will.

Der COMIC RELEASE findet am 01. Juli um 19:30 in der Galerie Süßkind statt. Feiert zusammen mit den KünstlerInnen die Veröffentlichung ihrer Zeichnungen. Die Facebook-Veranstaltung findet ihr hier.

Wenn ich einen Comic zeichne, kann ich als Autorin, Regisseurin und Kamerafrau die Gechichte konzeptionieren, die Bilder dazu finden, und das ganze gestalterisch umsetzen.

Wir wollten wissen, wer hinter den Zeichnungen steckt und haben uns mit Lisa Frühbeis und Nontira Kigle über ihr Projekt unterhalten.

Wieso habt ihr euch für Geschichten aus Augsburg entschieden?

Lisa: Es gibt zwei Vorgängerprojekte, eins in München und eins in Freiburg. Zeichner haben sich getroffen, und je eine Woche lang die Städte visuell und narrativ erforscht. Ich war in Freiburg dabei und fand das so spannend! Ich wollte das nach Augsburg bringen und habe Nonti gefragt, ob sie das mit mir auf die Beine stellen will.

Nonti: Ich bin gebürtige Augsburgerin und Augsburg an sich liegt mir sehr am Herzen! Als Lisa mir von dem Projekt und den Vorgänger-Werkstätten erzählte, dachte ich mir sofort, laden wir doch auch ein paar Zeichner nach Augsburg ein!

Was ist denn für euch das Besondere an Augsburg? Habt ihr einen Lieblingsplatz in der Fuggerstadt?

Lisa: Augsburg ist ja eher zurückhaltend mit seinen Stärken, aber ich mag das heimlich. Dann sind die schönen Ecken nicht so überfüllt. Der Hofgarten zum Beispiel, da zieht’s mich oft hin.

Nonti: qudratisch, praktisch, gut – Augsburg ist natürlich nicht quadratisch, aber liebenswert praktisch. Man kann hier überall zu Fuß hin gehen und mit dem Radl geht es noch schneller. In 5 Minuten bin ich mit dem Radl am Lech, in 6 Minuten am Rathausplatz und in 20 Minuten im Siebentisch-Wald. Zudem liebe ich die Lage der Stadt, denn sie wurde zwischen dem Lech und der Wertach errichten. Da kommen wir auch schon zu meinem Lieblingsplatz: die Wolfzahnau, das grüne Dreieck an der Lech-Wertach-Mündung.

Foto von Katharina Netolitzky

Was macht für euch eine gute Geschichte aus?

Lisa: Ein spannender Kontrast, eine ordentliche Fallhöhe oder ein verrückter Ausgangspunkt. Die Herausforderung ist, ein erzählerisch einzigartiges Thema zu finden, mit dem sich der Leser aber identifizieren kann. Ich mag es außerdem gern, wenn mir die Geschichte einen Gedankengang aufzeigt, den ich so noch nicht gehabt habe.

Nonti: Als Comic-Neuling habe ich mich das auch gefragt. Aber ich denke, eine gute Geschichte sollte persönlich, authentisch und eine »Message« haben.

Wieso Comics? Was begeistert euch an diesem Format?

Lisa: Als visueller Mensch, der Geschichten liebt, finde ich natürlich die Kombination von beiden noch toller! Früher habe ich Animation gemacht, aber das ist sehr aufwändig. Wenn ich einen Comic zeichne, kann ich als Autorin, Regisseurin und Kamerafrau die Gechichte konzeptionieren, die Bilder dazu finden, und das ganze gestalterisch umsetzen. Das ist ein enormer kreativer Prozess, der einzigartig ist und der mich sehr reizt.

Nonti: Für mich war das ein ganz neues Format und ich bin immer offen für was Neues, denn man lernt ja nie aus. Zu Beginn des Projekts sagte ich zur Lisa auch »Hä, ich zeichne doch gar keine Comics?!«, aber sie wies mich auf mein 365-Tagebuch-Projekt hin, wo man Ansätze zum Comic sehen kann.

Wie seid ihr auf die Idee mit dem Buch gekommen? Und was erhofft ihr euch von dieser Aktion? 

Lisa:
So viele tolle Inhalte von vielen talentierten Zeichnern sind auf der Werkstatt entstanden! Wieso nicht veröffentlichen? Michael Moratti, Verlagsleiter beim Wißner-Verlag und großer Comic-Fan, war sofort angefixt und hat zu unserer Freude zugesagt. Wir wollen mit unseren Comics viele Menschen erreichen und sie begeistern!

Nonti: Ich stimme Lisa zu. Zudem ist es (neben dem August-Gin) ein schönes Souvenir.

Foto von Katharina Netolitzky

Ist Augsburg eure Heimatstadt? Was bedeutet Heimat für euch?

Lisa:Um etwas als Heimat zu bezeichnen, muss ich mich dort wohl fühlen. Nach 10 Jahren in der Stadt bezeichne ich mich inzwischen durchaus als Wahlschwäbin.

Nonti: I am made in Augschburg! Das hört man auch ab und an, auch wenn ich nicht so aussehe, weil meine Vorfahren aus Asien kommen. Definitiv fühle ich mich hier verwurzelt, auch wenn die Integration nicht ganz einfach war. Ich glaube sie ist nie einfach. Aber ich bin hier geboren, ging hier zur Schule und studierte an der HSA, erziehe hier meine Tochter und komme sehr gut um die Runden hier als Illustratorin und Designerin. Ganz kitschig, aber wahr: Heimat ist wo dein Herz ist.

Wie wird es mit der Comicwerkstatt weitergehen?

Lisa: Das Buch erscheint am 1. Juli, und wir feiern den Release mit einer Ausstellung in der Galerie Süßkind (Dominikanergasse), in der alle Zeichner ihre Originale ausstellen! Sie ist dort bis zum 15. September zu sehen (mit Sommerpause im August).

Nonti: Die Publikation von »Versunken & Entsprungen« bildet den Abschluss der Werkstatt in Augsburg. Ja, und es geht weiter, nur woanders, und ich überlege tatsächlich, ob ich nicht an der Werkstatt in Nürnberg teilnehmen werde, die vom 31. Juli bis zum 05. August 2017 stattfinden wird.

Ihr seid beide in der Illustratoren Organisation E.V. aktiv, was macht der Verein und wieso lohnt es sich Mitglied zu sein?

Lisa: Ein Berufsverband lohnt sich in jedem Fall! Ich engagiere mich sogar ehrenamtlich im Vorstand, so gut finde ich das. Mitglieder bekommen Zugang zu so vielen wichtigen Infos, die man als Profi braucht. Das wäre ohne den Verband als Solo-Selbstständiger gar nicht so leicht. Nebenzu bekommt man als Mitglied eine Rechtsschutzversicherung und Rechtsberatung, und man unterstützt natürlich auch die wichtige politische Arbeit, die (auch ehrenamtlich) geleistet wird. Natürlich ist mir auch die Vernetzung mit Kollegen auch ganz wichtig…

Nonti: Ich bin ein großer Fan der Rechtsberatung von der IO, gibt es mal eine Frage, erfolgt auch am selben Tag eine Antwort. Darüberhinaus gibt es tolle Musterdokumente und Infomaterial alles rund um unseren Berufsstand! Echt goldwert!

Was ratet ihr jungen Illustratoren?

Lisa: Kriegt raus, wie ihr euch spezialisieren wollt, und zieht das dann mindestens zwei Jahre durch. Sichert euch finanziell gegebenenfalls durch einen Nebenjob ab. Macht stilistisch, was ihr gut findet, nicht, was gerade in ist. Investiert in Fortbildungen/Werkstätten und fragt, fragtfragtEs gibt von der IO einen empfehlenswerten Flyer „Erste Schritte„.

Nonti: Love what you do and show your work! Wenn man sich keine Homepage leisten kann, dann sollte man zumindest auf Instagram oder Facebook vertreten sein. Somit bleibt man im Gespräch und ist gleichzeitig super vernetzt, auch mit anderen Illlustratoren.

Zum Schluss möchten wir jetzt noch wissen, welche eure Lieblingscomics sind?

Lisa: Gerade ist es „Esthers Tagebücher„, erschienen bei Reprodukt. Riad Satouf bebildert die realen Tagebücher eines französischen, aktuell zehnjährigen Mädchens. Hammerhart, aber so urkomisch. It’s funny ‚cause it’s true!

Nonti: Ich bin nicht so geübt im Comiclesen wie Lisa, aber ich bin ein großer Fan von Yinfinity und ihrem Buch »Running Girl«, da geht es auch um Heimat und Fremdsein – ich konnte mich in diesem Buch stellenweise wieder finden.

Und wer das Buch erwerben möchte kann dies auch beim Wißner-Verlag in Augsburg tun.

Den Blog der Augsburger Comicwerkstatt könnt ihr hier besuchen.
Wer bei der Entstehen einen Einblick hinter die Kulissen möchte, kann sich einen kurzen Beitrag von a.tv ansehen. Das Video findet ihr hier.